Selbsthass – Wenn du selbst dein größter Feind bist

Jeder von uns hat mal einen schlechten Tag. Da finden wir einfach alles doof, insbesondere uns selbst. Was aber ist, wenn dieses Gefühl immer da ist? Wenn man sich selbst wirklich ganz grundsätzlich nicht mag oder sich sogar selbst hasst?

Selbsthass ist mehr, als nur mal einen miesen Tag zu haben. Selbsthass ist die extremste und äußerst destruktive Form der Ablehnung der eigenen Person und Persönlichkeit. Die Wahrnehmung ist nur auf Schlechtes und Fehlerhaftes gerichtet, die Empfindungen sind geprägt von Abscheu, Verachtung und Ekel sich selbst gegenüber.

Die Ausprägungen können im Einzelnen sehr individuell sein und unterschiedliche Bereiche betreffen.

Was man alles an sich hassen kann

Sehr häufig bezieht sich der Selbsthass auf das eigene Aussehen. Ob zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein, zu breit oder zu schmächtig – die Wahrnehmung sämtlicher Äußerlichkeiten kann vom Selbsthass betroffen sein. Manchmal richtet sich der Hass nur auf ausgewählte Körperteile wie Nase, Brüste oder Bauch. Oft wird aber auch die gesamte Erscheinung als abstoßend und hassenswert empfunden.

Selbsthass nur auf das Äußere zu reduzieren, greift aber zu kurz. Genauso kann das eigene Verhalten im Fokus stehen. Man empfindet sich als zu schüchtern oder zu überdreht, zu egoistisch, zu faul, zu antriebslos, zu eifersüchtig, zu kontrollierend, zu emotionslos, zu langweilig oder wirft sich selbst vor, dauernd zu lügen, vor Problemen wegzulaufen, keine Entscheidungen zu treffen oder mit irgendetwas Schuld auf sich geladen zu haben. Im Grunde kann jegliches Verhalten als Ausdruck der eigenen abzulehnenden Persönlichkeit als negativ empfunden werden.

Ein weiterer Bereich, auf den sich der Selbsthass häufig bezieht, ist die eigene Bildung oder Intelligenz. Man hält sich für dumm, ungebildet und unfähig. Es wird als schwierig bis unmöglich empfunden, Neues zu lernen, zu verstehen und umzusetzen. Das Gefühl, schicksalhaft benachteiligt zu sein und an diesem Zustand nichts ändern zu können, ist übermächtig und lässt verzweifeln.

Negative Glaubenssätze

„Mach deine Gedanken nicht zu deinem Gefängnis.“ (William Shakespeare)

Eng mit dem Selbsthass verbunden sind zudem eine ganze Reihe an negativen Glaubenssätzen. Typisch sind Überzeugungen wie „Niemand kann mich jemals lieben“, „Ich bin abstoßend“, „Ich bin für alle anderen nur eine Belastung“, „Die anderen wären besser dran, wenn es mich nicht geben würde“, „Ich habe es nicht verdient, glücklich zu sein“, „Es ist für mich einfach nicht vorgesehen, dass etwas gut läuft in meinem Leben“, „Ich kann mein Schicksal sowieso nicht beeinflussen“, „Ich bin einfach hässlich“, „Ich bin eine Entäuschung für andere“, „Ich bin wertlos“, „Wenn ich nicht so unglaublich hässlich wäre, wäre mein Leben viel einfacher“, „Ich schaffe das sowieso nicht“ und Ähnliches.
Dieses Gedanken-Gefängnis bildet eine starke Basis des eigenen negativen Selbstbildes und führt zu Lähmung und Depression.

Nicht selten richtet sich der Hass so sehr gegen die eigene Person, dass sich Betroffene selbst Schaden zufügen und sich absichtlich verletzen. Solche Selbstverletzungen sind häufig mit den Gedanken verbunden, Leid und Schmerz verdient zu haben. Gleichzeitig verschaffen sie kurzfristig ein Gefühl der Erleichterung und des lebendig seins. Ein Teufelskreis, der schwer zu durchbrechen ist, solange der Selbsthass besteht.

Woher kommt der Selbsthass?

Die entscheidende Frage lautet nun: Woher kommt solch eine extreme Ablehnung der eigenen Person? Denn wenn man den Grund kennt, kann viel zielgerichteter etwas dagegen unternommen werden.

Es gibt nicht die „eine“ Ursache für Selbsthass und oftmals kommen mehrere Faktoren zusammen. Zudem kann die Ausprägung in ihrer Stärke variieren. Selbsthass ist keine eigenständige Krankheit, sondern immer ein Symptom von etwas. Hier stellt sich schnell die Frage: Was ist denn „gesund“, was ist „krank“? Jeder Mensch mag vermutlich irgendetwas an sich nicht, aber es gibt einen bedeutenden Unterschied zwischen Unzufriedenheit und Selbsthass. Insgesamt kommt es letztlich auf den Grad der Beeinträchtigung im täglichen Leben an. In wieweit bestimmt der Selbsthass das Leben?

Die individuellen Gründe für die Entwicklung eines Selbsthasses mögen so vielfältig sein wie die einzelnen Menschen, die darunter leiden. Eine Gemeinsamkeit findet sich jedoch bei allen: Der Mangel an Selbstliebe.

Selbstliebe ist ein großes Wort. Sich mit Selbstliebe zu beschäftigen, ist immer lohnenswert und daher ein Dauerbrenner-Thema der Persönlichkeitsentwicklung. Gerade am Anfang, wenn jemand noch sehr in seinem Selbsthass verstrickt ist, erscheint der Begriff der Selbstliebe aber so abstrakt und fremd, dass sich viele Menschen darunter überhaupt nichts vorstellen können und keinerlei emotionalen Zugang zum Thema Selbstliebe finden.

Was ist Selbstliebe?

Selbstliebe zeigt sich in der allumfassenden Annahme deiner selbst. Nicht nur deines Körpers, deines Äußeren. Auch deiner Persönlichkeit, deiner Seele, deines inneren Kerns. Eben deines „Selbst“. Unabhängig von einem isolierten Verhalten oder einer speziellen Leistung. Selbstliebe ist eine wertfreie und kompromisslose, bedingungslose Annahme deiner Selbst.

Selbstliebe ist vollkommen losgelöst von anderen Personen, deren Meinung, Feedback oder Wertschätzung. Sie bezieht sich ausschließlich auf unsere Beziehung zu uns selbst.

Ein Mangel an Selbstliebe zeigt sich in einem starken Gefühl innerer Leere und dem Empfinden von eigener Unzulänglichkeit, Wertlosigkeit und Sinnlosigkeit. Dieses Loch füllt sich dann im Lauf der Zeit mit immer mehr negativen Emotionen – bis hin zum Selbsthass.

Selbsthass hat nicht nur Auswirkungen auf die Beziehung zu uns selbst, sondern automatisch auch immer auf unser Verhältnis zu anderen Menschen. Weil man sich selbst nicht liebt, kann man sich auch nicht vorstellen, dass jemand anders einen lieben kann.
Das Selbstbild eines Menschen, der sich selbst hasst, ist durch und durch negativ. Es kommt häufig zu einem sozialen Rückzug von Familie und Freunden. Die Einsamkeit verstärkt das Gefühl von Wertlosigkeit dann wiederum und bestätigt die negativen Glaubenssätze. Häufig kommt es jedoch auch vor, dass sich Betroffene trotz Partner, Familie und Freunden einsam, ungeliebt und unverstanden fühlen.

Selbsthass ist keine Ausnahme-Erscheinung

Es leiden viel mehr Menschen unter Selbsthass, als man vielleicht im ersten Moment denkt. Gerade in der heutigen Zeit, in der uns zum Beispiel durch Social Media immer wieder vor Augen geführt wird, wie glücklich doch alle anderen Leute sind und wie großartig deren Leben ist, macht sich schnell ein Gefühl der eigenen Minderwertigkeit breit. Man selbst schneidet in jeder Hinsicht offenbar schlechter ab als all diese Hochglanz-Menschen mit ihren Super-Leben. Wie trügerisch dieser Schein ist, wird dabei leicht übersehen. Häufig findet sich gerade auch bei Personen, die sich nach außen glücklich und erfolgreich präsentieren, ein tiefes Gefühl innerer Leere und Sinnlosigkeit. Niemand möchte Schwäche zeigen, viele Teile unserer Gesellschaft sind geprägt vom Prinzip „Mehr Schein als Sein“.

Selbsthass ist ein überaus vielschichtiges Problemfeld. Es ist zudem eng verbunden mit Themen wie Depression, Persönlichkeitsstörungen (wie der Borderline-Störung) oder früheren traumatischen Erlebnissen. Um dieser Komplexität gerecht werden zu können und der Thematik einen angemessenen Raum jenseits eines Blogartikels zu geben, schreibe ich aktuell ein Buch über Selbsthass.

Ich schreibe ein Buch!

Das Ziel des Buches ist es, die Hintergründe der Entstehung von Selbsthass zu beleuchten und so die Möglichkeit zu geben, eigene Emotionen einzuordnen. Es soll aufgezeigt werden, dass Selbsthass kein unveränderliches Schicksal ist und du dich Stück für Stück selbst wiederfinden, akzeptieren, annehmen und lieben lernen kannst.
Mir ist wichtig, dass das Buch lebensnah, praktisch anwendbar und dennoch wissenschaftlich fundiert ist. Natürlich kann kein Buch der Welt allein durch das gelesen werden ein so vielschichtiges Problem wie Selbsthass lösen. Aber es kann helfen, sich selbst besser zu verstehen und Ansatzpunkte zu finden, künftig mit sich selbst glücklicher zu werden.

Daher meine Bitte an dich: Hilf mir mit deinem Input!

Was würde dich in einem Buch über Selbsthass am meisten interessieren? Methoden und Strategien zur Überwindung? Hintergründe, warum so etwas überhaupt entsteht? Konkrete Fallbeispiele von Betroffenen? Wie man als Angehöriger, Partner oder Freund eines von Selbsthass geplagten Menschen mit diesem Thema umgehen kann? Oder etwas ganz anderes?

Falls du selbst betroffen bist: Wie gehst du mit deinem Selbsthass um? Unter was leidest du am meisten? Oder kennst du jemanden, der unter Selbsthass leidet, und bist damit völlig überfordert?

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Wenn du aus irgendwelchen Gründen lieber nicht öffentlich kommentieren möchtest, kannst du mir gerne auch direkt eine Mail schicken an andrea@planetself.de.

Ich freue mich auf deine Nachrichten!

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