Resilienz: Wie stärke ich mich für’s Leben?

Du hast das Gefühl, dass dich jede nervige Kleinigkeit total auf die Palme bringt? Dein ganzer Tag ist versaut, wenn etwas schief läuft? Unvorhergesehene Ereignisse werfen dich völlig aus der Bahn? Dann hast du wahrscheinlich keine allzu gute Resilienz.

WAS IST RESILIENZ?

Die Fähigkeit, sich von Belastungen oder auch Krisen im Leben nicht unterkriegen zu lassen und trotz aller Widrigkeiten nicht den Mut zu verlieren und nach vorne zu schauen, nennt man in der Psychologie „Resilienz“. Das Wort leitet sich von lateinisch „resilire“ ab, was so viel wie „abprallen“ heißt. Resilienz ist also so etwas wie ein Schutzschild für unsere Psyche.

Im Artikel „Psychische Stärke –Was bestimmt unser seelisches Gleichgewicht“ haben wir uns damit auseinandergesetzt haben, welche Faktoren dafür verantwortlich sein können, wie belastbar wir sind und wie gut (oder schlecht) wir mit schwierigen Lebenssituationen umgehen können.

Jetzt will ich dir 10 konkrete Möglichkeiten aufzeigen, mit denen du sofort anfangen kannst, dir und deinem psychischen Wohlbefinden etwas Gutes zu tun und dein persönliches Resilienz-Schutzschild aufzubauen. Du musst nicht gleich alle Punkte auf einmal angehen – fang einfach irgendwo an. Aber fang an! Am besten noch heute!

10 MÖGLICHKEITEN ZUR STÄRKUNG DEINER RESILIENZ

 

  1. Eigene Bedürfnisse erkennen und ernst nehmen

    Wenn du Hunger hast, isst du was. Wenn du Durst hast, trinkst du was. Das sind körperliche Bedürfnisse, die du spürst und um die du dich normalerweise wahrscheinlich dann auch entsprechend kümmerst. Wichtig ist hier auch ein guter und erholsamer Schlaf.
    Genauso wollen aber auch deine seelischen Bedürfnisse wahrgenommen und beachtet werden. Dazu gehören insbesondere das Bedürfnis nach Bindung und Beziehung, aber auch nach Autonomie und Abgrenzung. Unsere Psyche hat außerdem das Bedürfnis nach Anerkennung und Wertschätzung sowie nach Selbstverwirklichung und der Entwicklung einer eigenen individuellen Persönlichkeit und Identität. Und zu guter Letzt strebt die Seele auch nach Sinnfindung und Spiritualität (und damit meine ich explizit nicht eine bestimmte oder überhaupt irgendeine Religion!).
    Höre in dich hinein und versuche dir im ersten Schritt bewusst zu machen, was überhaupt deine Bedürfnisse im Konkreten sind!

  2. Negative Glaubenssätze über Bord werfen

    Dein Denken wird bestimmt von Überzeugungen wie „Ich schaffe das sowieso nicht“, „Ich bin eben nicht so gut wie andere“, „Ich habe sowieso nie Glück“, „Ich verdiene es gar nicht, dass andere Menschen mich mögen“, „Mich kann sowieso niemand lieben“ oder etwas in der Art?
    Das nennt man negative Glaubenssätze und solche negativen Überzeugungen sind meistens sehr tief in uns verankert. Auch wenn du momentan wirklich glaubst, dass diese Dinge absolut der Wahrheit entsprechend und eben einfach so sind und du da ja nichts dafür kannst und du da gar keinen Einfluss drauf hast – schmeiß deine ganzen negativen Glaubenssätze über Bord! Mache dir bewusst, welche Überzeugungen sich da bei dir eingenistet haben und streiche sie dann aus deinen Gedanken. Das geht nicht von heute auf morgen. Aber es geht! Und dann machst du parallel weiter mit der folgenden Nr. 3.

  3. Positive Glaubenssätze entwickeln und üben

    Nachdem du deine negativen Überzeugungen enttarnt hast, ersetze sie durch positive Glaubenssätze! Dazu musst du zuerst deine persönlichen positiven Sätze finden und sie dann jeden Tag und immerzu einüben. Solche Glaubenssätze können z.B. sein: „Ich bin liebenswert“, „Ich habe es verdient, glücklich zu sein“, „Ich kann meine Ziele erreichen“ oder „Ich weiß, was für mich am besten ist“.

  4. Gefühle und Wünsche ausdrücken

    Deine Mitmenschen können nicht hellsehen. Auch wenn wir manchmal absolut nicht verstehen, warum unser Gegenüber unseren Wink mit dem Zaunpfahl nicht kapiert oder wir davon überzeugt sind, dass der andere doch wissen müsste, wie wir uns fühlen und was wir wollen – nein! Niemand kann in deinen Kopf gucken. Und das ist ja auch ganz gut so. Daher hilft es nichts: Du musst einfach sagen, wie es dir geht und was du dir wünschst! Das macht das ganze Miteinander sehr viel einfacher und du hast dich klar positioniert.

  5. Nein sagen

    Eine besondere Rolle beim „Gefühle und Wünsche ausdrücken“ nimmt das NEIN sagen ein. Ganz besonders, wenn du JA sagst, obwohl du eigentlich gar nicht willst. Das ist oft leichter gesagt als getan und erfordert gerade am Anfang eine gewisse Überwindung. Gerade, wenn deine Umwelt es jahrelang gewöhnt war, dass du immer zu allem JA sagst. Hier ist es nützlich, einmal zu analysieren, warum du eigentlich JA statt NEIN sagst. Bevor du vorschnell zu- oder absagst, kannst du deine Antwort auch erstmal offen lassen. Dann hast du genug Zeit zum Überlegen, was du selbst möchtest und ob du es zeitlich und kräftemäßig überhaupt schaffst, dem anderen ein JA zu geben.

  6. Sich selbst kennen

    Um überhaupt zu wissen, was du eigentlich willst und was du nicht willst, ist es ziemlich nützlich, sich selbst zu kennen. Dazu gehören zum einen eine Auseinandersetzung mit den eigenen Stärken und Schwächen und zum anderen die Bewusstmachung der eigenen Ziele im Leben und der persönlichen Werte, Normen und Prioritäten. Die können sich natürlich auch mal ändern im Laufe der Zeit – darum ist es eine Lebensaufgabe, sich immer wieder zu reflektieren und neu zu entdecken.

  7. Schlechte Erfahrungen abhaken

    Hör auf, zu viel über die Vergangenheit zu grübeln! Auch wenn dir schlimme Dinge widerfahren sind oder du ein paar wirklich große Fehler gemacht hast – du kannst die Vergangenheit nicht mehr ändern. Natürlich kannst du Entscheidungen und Handlungen bereuen und dich deinen Schuldgefühlen oder deiner Trauer hingeben, aber es bringt dich nicht weiter. Verharre nicht in diesem Stadium, sondern werde aktiv! Lerne aus der Vergangenheit. Mach einen Haken an die Erlebnisse und versuche, es künftig besser zu machen.

  8. Bewusst Auszeiten nehmen

    Deine Seele braucht hin und wieder auch mal ein wenig Ruhe und Zeit für sich. Nimm dir bewusst kleine Auszeiten im Alltag. Gehe z.B. allein spazieren (am besten in der Natur), gehe joggen oder betätige dich sonst wie sportlich, meditiere, mache Yoga oder lies einfach ein gutes Buch.

  9. Freundschaften und Kontakte pflegen

    Natürlich sollst du dich aber auch nicht den ganzen Tag nur mit dir selbst beschäftigen. Es ist wichtig für unser Seelenheil, gute soziale Kontakte zu haben. Freundschaften sind keine Selbstverständlichkeit und müssen gepflegt werden. Überlege dir aber gut, wen du als Freunde auserwählst –statistisch gesehen sind wir nämlich der Durchschnitt der fünf Menschen, mit denen wir uns am häufigsten umgeben.

  10. Achtsamkeit üben

    Achtsamkeit ist eine besondere Form der Aufmerksamkeit. Du versuchst, sowohl körperlich als auch geistig vollkommen im hier und jetzt sein. Du denkst weder an die Vergangenheit, noch grübelst du über die Zukunft nach. Du achtest nur auf den Moment, ohne ihn aber zu bewerten. Bei regelmäßiger Übung stellst du irgendwann fest, dass das Empfinden von Lebensfreude und Glück nicht von äußeren Bedingungen abhängig ist, sondern aus dir selbst heraus kommt. Es gibt zahlreiche konkrete Achtsamkeitsübungen (z.B. das Achten auf den eigenen Atem, das bewusste Schmecken und Kauen deines Essens oder einfach Nichts tun und wahrnehmen, wie sich das anfühlt) und wenn du dir das Grundprinzip einmal zur Gewohnheit gemacht hast, wird es Teil deines Lebensstils und deiner Persönlichkeit werden.

 

So. Das sind für den Start in dein neues resilientes Leben erstmal 10 Ansatzpunkte, um deine Psyche zu stärken und Resilienz aufzubauen. Natürlich kannst du noch ganz viel mehr tun – aber wir wollen es ja nicht übertreiben. Irgendwo muss man ja mal anfangen

Du fragst dich, ob das alles wirklich etwas bringt? Probiere es doch einfach aus! Auch wenn es nicht von heute auf morgen geht, ich bin überzeugt davon, dass du bald Veränderungen bemerken wirst.

Berichte uns doch in den Kommentaren unten von deinen Erfahrungen!
Wie sieht es denn bei dir aus? Bist du zufrieden mit deiner psychischen Stabilität? Was sind deine Tipps, um gesund und zufrieden durch’s Leben zu kommen? Wo hast du Schwierigkeiten? Ich freue mich auf einen Austausch!

Titelbild: by Toni B. Gunner

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